Menschen ohne formale wissenschaftliche Vorbildung können sich auf verschiedene Weise an Forschungsprozessen beteiligen: Citizen Scientists sammeln und analysieren Daten, kommunizieren Ergebnisse oder entwickeln die grundlegenden Forschungsfragen für ein Projekt. Der Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit schafft nicht nur neues Wissen, sondern stärkt alle Beteiligten. Forscherinnen und Forscher gewinnen neue Einsichten und Perspektiven, während die beteiligten Bürgerinnen und Bürger von der direkten Einbindung in wissenschaftliche Prozesse profitieren. Dieser Ideenaustausch ist für beide Seiten von Vorteil und erleichtert das wechselseitige Verständnis.
Digitale Technologien haben die Einbindung von Laiinnen und Laien in wissenschaftliche Arbeitsabläufe erheblich verbessert. Visuelle Darstellungen unterstützen Citizen Scientists im Umgang mit komplexen Informationen. Darüber hinaus sind Visualisierungen zentral, um vielschichtige Inhalte bzw. Ergebnisse wirksam zu vermitteln, sowohl innerhalb der Forschungscommunity als auch in der Öffentlichkeit.
Visual Computing kombiniert mit Citizen Science am VRVis
Im Rahmen des EU-Projekts GREENGAGE entwickeln Forscherinnen und Forscher am VRVis aktuell eine webbasierte interaktive Benutzeroberfläche, die Citizen Scientists direktes visuelles Feedback über die Qualität ihrer Beobachtungen im städtischen Umfeld geben soll (z.B. Luftqualität, Mobilität). Die Bevölkerung kann damit die Datenqualität visuell bewerten. Diese gemeinschaftliche Initiative wird offizielle Messungen und Erhebungen bereichern und ergänzen. Darüber hinaus können Umweltprojekte so auch vertrauenswürdiger und zuverlässiger werden.
Das Anfang 2024 am VRVis gestartete COMET-Modul ClimaSens ist ein wesentlicher Schritt hin zur Entwicklung effizienter und niederschwelliger Planungsinstrumente für die Gestaltung klimaresilienter Städte. Über vier Jahre hinweg wird ein Forschungsteam daran arbeiten, die Grundlagen für entsprechende Werkzeuge zu schaffen. Dazu gehört eine Augmented-Reality (AR)-Anwendung, die eine Echtzeit-Visualisierung möglicher Klimaanpassungsmaßnahmen in Stadtvierteln ermöglicht. Nutzerinnen und Nutzer können beispielsweise anhand des Standorts von Bäumen nachvollziehen, wie diese zur Kühlung der Umgebung beitragen. Digitale Planungswerkzeuge in dieser Form fördern die öffentliche Beteiligung. Sie sind intuitive und interaktive Plattformen, über die sich Einzelpersonen mit der Gestaltung klimaresistenter Städte auseinandersetzen und gleichzeitig einen aktiven Beitrag dazu leisten können.
Komplexe Daten und Zusammenhänge sichtbar machen
ClimaSens-Projektleiterin Milena Vuckovic betont die wichtige Rolle von Citizen Science, insbesondere im Kontext der Klimawandelanpassung: „Für viele wirkt der Klimawandel weit weg und ohne direkten Bezug zu ihrem Leben. Mit Visual Computing machen wir komplexe Daten nachvollziehbar und stellen Zusammenhänge anhand von Bildern dar, z.B. wie und wo Hitzeinseln in einer Stadt entstehen. Indem wir konkrete, simple Werkzeuge für die Bevölkerung entwickeln, befähigen wir Menschen, sich in Entscheidungsprozesse einzubringen – schließlich betrifft Katastrophen- und Klimaschutz uns alle.“
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Wien, 2. April 2024